Über Crowdfunding wurde schon so mancher Artikel geschrieben. Das allgemeine Credo: Nette Idee, aber schwierig in der Umsetzung. Denn Fakt ist: Wer eine Albumproduktion, ein Musikvideo oder eine Tour mit Hilfe seiner Fans finanzieren will, braucht ein Gespür für die richtige Kommunikation.
Der noch jungen Band Kleinstadt Collective (jung im Sinne ihrer vergleichsweise kurzen Bandgeschichte) ist eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne gelungen. Für die Produktion ihres Debütalbums haben sie sogar mehr Geld eingesammelt als sie sich selbst erhofft (und auch als Ziel definiert) hatten. Wir wollten von Pascal Richter, Carsten Bönsel und Stefan Merz vom Kleinstadt Collective wissen, wie sie das geschafft haben und welche Tipps sie anderen geben können…
Wie habt ihr eure Crowdfunding-Kampagne geplant?
Pascal, Carsten & Stefan: Die Idee für eine Crowdfunding-Kampagne ist uns eigentlich erst im Laufe der Nachbearbeitung unserer Aufnahmen gekommen. Irgendwann war klar, dass die Lieder durchaus das Potential hatten, eine solche Kampagne zu tragen und wir damit dann beispielsweise ein professionelles Mastering finanzieren könnten.
Zudem war es im Grunde sowieso an der Zeit, über Marketing und Vertrieb nachzudenken und auch dafür schien uns das Prinzip Crowdfunding sehr geeignet. Denn natürlich war es unser primäres Ziel, das angestrebte Budget von 2.800€ zu erreichen, gleichzeitig ging es uns aber auch darum, Kleinstadt Collective bekannt zu machen und eine Fanbase aufzubauen.
Wir haben unsere Vorgehensweise daher recht genau strukturiert und in einem Zeitplan festgelegt, mit welchen Posts und Gimmicks wir das Interesse an unserer Finanzierungsphase konstant hoch halten konnten. Mit Snippets von den Songs, kleinen Videos, Statusupdates oder Fotos von unserem Artwork-Shooting hat das dann auch recht gut geklappt. Trotzdem waren wir zugegebenermaßen von dem hohen Arbeitsaufwand etwas überrascht.
Ihr habt die Aktion mit Startnext umgesetzt. Stand das von Anfang an fest oder hattet ihr euch auch andere Crowdfunding-Plattformen angeschaut?
Pascal, Carsten & Stefan: Zum damaligen Zeitpunkt gab es für uns keine wirklich Alternative zu Startnext. Kickstarter war kurz im Gespräch, doch da wir bereits für ein Filmprojekt eine ebenfalls erfolgreiche Kampagnen mit Startnext durchgeführt hatten, war dieser Anbieter von Anfang an unser Favorit.
Die Kampagne war erfolgreich. Welche Tipps könnt ihr anderen geben, damit so eine Aktion gelingt?
Pascal, Carsten & Stefan: Natürlich ist es immer schwierig, allgemeingültige Regeln für so etwas zu definieren. Das Wichtigste für Musiker ist vermutlich, sich erst einmal klar zu machen, dass man nun in der Vermarktungsphase angekommen ist. Das heißt: Es geht nicht mehr allein um Inhalte, sondern vor allem um deren bestmögliche Kommunikation. Ein cooles Video, ein einheitliches Design, interessante Texte, Teaser und sonstige Aktionen sind wichtig, um Aufmerksamkeit zu generieren.
Außerdem sollte man sich klar machen, dass mit einer Crowdfunding-Kampagne in erster Linie Freunde, Bekannte und Verwandte angesprochen werden. Es ist utopisch, davon auszugehen, dass dieser Zirkel irgendwann durchbrochen wird und die Kampagne zum Selbstläufer wird. 90% unserer Unterstützer kannten irgendeinen aus der Band persönlich und von daher hieß es für uns, dran zu bleiben und beharrlich den Bekanntenkreis abzuklappern.
Denkt ihr, dass Crowdfunding generell für alle Künstler funktionieren kann?
Pascal, Carsten & Stefan: Das größte Potential hat Crowdfunding vermutlich, wenn es darum geht, innovative Produkte vorzufinanzieren. Das sieht man ja besonders eindrucksvoll, wenn man einen Blick auf die erfolgreichsten Projekte in Amerika wirft. Künstler haben es da prinzipiell schon etwas schwieriger, da beispielsweise ein neues Musikalbum selten so viel Innovation bietet wie etwa ein neuer 3D-Drucker. Daher sollte man als Künstler sein angestrebtes Budget realistisch kalkulieren und sich bewusst machen, dass fünfstellige Beträge für Musik extrem schwierig zu erreichen sind. Im kleineren Rahmen aber (zumindest in Deutschland) ist Crowdfunding enorm hilfreich, da es einem die Chance bietet, professionelle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen und gleichzeitig die Stärken und Schwächen des eigenen Werkes vor Augen führt.
Wie geht’s jetzt weiter?
Pascal, Carsten & Stefan: Die Crowdfunding-Phase haben wir ja bereits erfolgreich überstanden und unser Album samt Artwork vor wenigen Tagen ins Presswerk und digital an Zimbalam gegeben. Bis zur Record Release Party am 05. April geht es jetzt darum, den Vertrieb (digital und physisch) ins Laufen zu bringen, Pre-Orders einzurichten, Promo-Exemplare an Print und Radio zu schicken und natürlich kräftig die Werbetrommel für unser Album zu rühren. Außerdem müssen wir den Versand unserer Dankeschön-Pakete für Startnext in Angriff nehmen und natürlich dafür sorgen, dass die Party am 05. April der Hammer wird.
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